Projekt HOPE

20 Jahre HOPE-Projekt

Eine Freundschaft und ein Traum

Vor langen Jahren begann die außergewöhnliche Brieffreundschaft zwischen Manju und mir. Schon in ihrem ersten Brief schrieb Manju: "Und wenn du mich in Indien besuchen kommst, dann feiern wir ein großes Fest und machen etwas ganz Besonderes aus dieser Freundschaft. Bitte vergiss mich nie. Deine indische Schwester." In all den vielen Briefen, die danach zwischen Indien und Deutschland hin- und herflogen, wurde immer wieder beteuert: "We will do something special." — Was genau, darüber machten wir uns erst zehn Jahre später Gedanken: am 10. Januar 2002 bei meiner Ankunft in Indien. Manju holte mich am Flughafen in Delhi ab. Noch in der Ankunftshalle erzählte sie mir, dass der erste Schritt für unsere "Besonderheit" getan war: Manju hatte (wie ausgemacht) einen Verein gegründet, der offiziell von der indischen Regierung die Erlaubnis erhalten hatte, sich im Bereich der Entwicklungshilfe zu engagieren. "Jetzt musst du entscheiden, wem wir helfen wollen," forderte Manju. Nach wenigen Minuten auf den indischen Straßen stand meine Antwort fest. Ich wollte etwas für die vielen kleinen hilflosen und zerlumpten Gestalten tun, deren Schicksal anscheinend ein Leben als Bettler und Müllsammler vorherbestimmt hat: Zumindest einigen der 18 Millionen in Indien lebenden Straßenkinder sollte mit Hilfe unserer Freundschaft eine Chance gegeben und geholfen werden.

Eine Entscheidung und viele glückliche Zufälle

Indien hat eine Analphabetenquote von 43,9%, bei Frauen liegt sie sogar bei über 67%. Wegen des z.T. sehr hohen Schulgeldes bleibt den ärmeren Menschen eine Schulbildung verwehrt. Doch gerade die Fähigkeit, lesen, schreiben und rechnen zu können, ist für viele Berufe eine Grundvoraussetzung. Manju und ich besuchten also Madrasy Colony, das größte Slum Dehra Duns, und erkundigten uns, ob Interesse und Bedarf für eine Schule bestünde. Es bestand. Wir trafen sehr viele Kinder, die alle auf die Frage, was ihr größter Wunsch sei, "zur Schule gehen" antworteten. Manju versprach ihr Bestes zu tun. Ich war wütend und verzweifelt. Wie konnte sie es wagen, diesen armen kleinen Menschen dort im Dreck solche Flausen in den Kopf zu setzen? Wir hatten keine Räumlichkeiten, keine Lehrer und kein Geld. Am Abend kamen zwei Freunde von Manju an, sie hatten sieben Jahre lang mit Straßenkindern in Kalkutta als Lehrer gearbeitet und suchten jetzt eine Arbeit in Dehra Dun. Dann ein Anruf. Jemand bot uns an, von ihm einen Raum mitten im Slum zu mieten. Wir kauften auf Pump 50 kleine und eine große Tafel, Sitzteppiche, Kreiden und eine medizinische Grundausrüstung. Am 17. Januar 2002 eröffnen wir eine Schule für 50 Straßenkinder in Madrasy Colony.

Ziele und Nachhaltigkeit

1. Eine Chance durch Bildung
Im Projekt HOPE erteilen vier Lehrer 125 Kindern, die meist aus der Kaste der Unberührbaren kommen, Unterricht in Hindi, Englisch, Mathe, Grundwissen und indischer Tradition. Die Kinder werden außerdem zu selbstständigem und selbstbewusstem Handeln erzogen. Die Kinder bekommen so die Chance später ein respektierter Teil der indischen Gesellschaft zu werden.

2. Gesundheit durch regelmäßige Nahrung, medizinische Versorgung und Sensibilisierung
Nach dem Unterricht erhalten die Kinder eine warme Mahlzeit und werden medizinisch versorgt. Die medizinische Versorgung umfasst neben der Versorgung von äußerlichen Wunden regelmäßige ärztliche Untersuchungen und Impfungen. Die Kinder werden über die Entstehung von Krankheiten aufgeklärt. Des weiteren verteilt das Projekt Zahnbürsten und Seife.

3. Hilfe zur Selbsthilfe: Hoffnung für alle im Slum
Durch Ausbildungs- und Bildungsprogramme für junge Erwachsene sollen alle Slumbewohner die Möglichkeit bekommen, ihre Situation zu verbessern. Jeden Nachmittag erteilen die Lehrer interessierten Eltern (in erster Linie nehmen Frauen das Angebot an) Lese- und Schreibunterricht und helfen beim Ausfüllen von Formularen. Beinahe 100 junge Frauen wurden inzwischen zur Schneiderin, zur Kosmetikerin oder zur Krankenschwesternhelferin ausgebildet. Viele der Frauen konnten sich durch Mikrokredite selbständig machen. Für die Frauen haben diese Angebote eine große Bedeutung: weniger Abhängigkeit vom Ehemann und ein sehr wichtiges zusätzliches Einkommen. In sogenannten "Evening-Tutions" wird abends von jungen Leuten aus dem Slum zusätzlicher Nachhilfeunterricht erteilt, an dem auch Kinder teilnehmen, die tagsüber nicht am Schulunterricht des HOPE-Projekts teilnehmen können.

4. Wahrung der indischen Kultur und Nutzung von indischen Ressourcen
Im HOPE-Projekt arbeiten in Indien, abgesehen von vereinzelten Besuchen von Freiwilligen, ausschließlich Inder, die den Kindern ein Gespür für die indische Kultur vermitteln. Die Kinder werden in ihrer Kultur und Religion erzogen. Sämtliche Anschaffungen werden bei indischen Kleinhändlern getätigt.

5. Gleichberechtigung für alle
Im HOPE-Projekt werden Kinder egal welcher Kaste, Religion, Hautfarbe, Herkunft und egal welchen Geschlechts betreut. Behinderte Kinder werden in die Gemeinschaft integriert und erhalten, so notwendig, besondere Förderung und medizinische Behandlung.

6. Besondere Unterstützung für Kinder und Erwachsene mit Behinderung
Das HOPE-Projekt setzt sich für einen wertschätzenden und fördernden Umgang mit behinderten Menschen ein. Neben einer besonderen Förderung von behinderten Kindern in der HOPE-Academy erhalten behinderte Kinder auf dem Land im Hope-Samvedna-Projekt Beratung und Unterstützung sowie lebenspraktische und schulische Bildung.

Kontakt- und Bankdaten

Straßenkinderprojekt HOPE Agnes Kunze Society
Carolin Boos
Pfälzerstraße 38
83109 Großkarolinenfeld

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage:
http://www.hopeprojekt.de/

Konto: 240 921 866
BLZ: 711 500 00
Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling
IBAN: DE19 7115 0000 0240 9218 66
BIC: BYLADEM1ROS

Danke all jenen, die mit Spenden das HOPE-Projekt der Agnes Kunze Society unterstützt haben und unterstützen. Ein ganz großes DANKESCHÖN an die, die mit guten Ideen, stärkenden Worten und viel Energie Manjus und meine Arbeit erleichtern! (Carolin Boos, Mitinitiatorin des HOPE-Projekts und Vorsitzende der AKS Deutschland)

Das HOPE-Projekt heute

Seit der Gründung 2002 ist viel passiert: Aus 45 Schüler/innen wurden 200, aus dem kleinen Klassenzimmer eine kleine Schule mit elf Klassenzimmern und aus zwei Lehrer 32 Mitarbeiter/innen, die im HOPE-Projekt unterrichten, kochen, die Kinder im HOPE-Home betreuen, Aufklärungsarbeit leisten etc. Außerdem wurde ein Kinderheim gebaut und zahlreiche neue Tätigkeitsfelder sind hinzugekommen: Ausbildungsprogramme, HIV-Aufklärung, Elternunterricht, Beratung für Drogen- und Alkoholabhängige, ein Behindertenprojekt, medizinische Versorgung des Slums und vieles mehr. Die Hoffnungsmomente aus 20 Jahren Hope-Projekt [97.254 KB] sind hier im Überblick zusammengestellt.

Der Beitrag des Ignaz

Von Beginn an war und ist das Ignaz ein große Unterstützung für das HOPE-Projekt. Ein Teil der Einnahmen des Schulfestes und anderer Aktionen wird an das Projekt gespendet. Zu den wichtigsten Unterstützern des Projekts gehören dabei die Schüler/innen. In den letzten Jahren sammelten sie mit verschiedenen Aktionen über 68.423,11 Euro für das Projekt (Stand: 2022). Außerdem leisten unsere Schüler/innen seit vielen Jahren immer wieder ein freiwilliges Praktikum an der Academy in Indien. Doch nicht nur durch Geldspenden leistet das Ignaz einen wichtigen Beitrag: Auch durch Plakate und Vorträge hilft es Bewusstsein für die Thematik zu schaffen und das HOPE-Projekt bekannt zu machen.

Galerie (Stand: Mai 2023)